Die Flut – gibt es Worte dafür?

Der aus unserer Landeskirche erst vor ein paar Monaten ins Amt des Präses (vergleichbar mit unserem Kirchenpräsident) der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählte Dr. Thorsten Latzel hat darüber nachgedacht, wie wir in unausprechlichem Leid überhaupt Worte finden können. Er schreibt: „Von der Unwetter-Katastrophe gibt es im Netz und in den Medien eine wahre Flut an Bildern. Doch es fällt schwer, davon zu reden. Berufliche Kommentator-/innen kommen ins Straucheln oder laufen Gefahr, üblich gestanzte Sätze zu verbreiten. Angela Merkel drückte diese Sprachnot bei ihrem Besuch in den überschwemmten Gemeinden so aus: „Die deutsche Sprache kennt kaum Worte für diese Verwüstung.“ 

Ja, manchmal fehlen einfach die Worte. Doch, so meint Latzel: „Genau hier können dann die alten Texte des Glaubens eine Hilfe sein, um den Chaoskräften nicht das letzte Wort und das Schweigen zu lassen. Um den Betroffenen und Trauernden wieder eine Stimme zu geben. Alte Gesangbuchlieder von Paul Gerhardt (Befiehl du deine Wege), Dietrich Bonhoeffer (Von guten Mächten) oder Lothar Zenetti (Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr). Oder eben die Psalmen: „Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen. Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser.“ (Ps 69,2ff.)“

Das Erlebte, das Leid, das Unglaubliche in Worte zu fassen ist schwer. Und trotzdem ist es so hilfreich, aussprechen, erzählen, klagen zu können. Gott und anderen Menschen gegenüber. Andere, nicht direkt Betroffene können da helfen. Dr. Thorsten Latzel schreibt: „Vom unaussprechlichen Leid reden“ – das heißt für mich, den Betroffenen zuzuhören, mit ihnen zu schweigen und vor Gott ihren Klagen, Bitten, Dank Raum und Sprache zu geben. Dazu helfe uns Gott.“

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat Bilder, Texte und Gedanken zur Flutkatastrophe in ihrem Kirchengebiet auf ihre Homepage (www.ekir.de) gestellt. Dort wird auf Möglichkeiten verwiesen, den Menschen und auch den Kirchengemeinden vor Ort finanziell oder auch tatkräftig zu helfen.