Mein Gegenüber sagt diesen Satz ruhig und unaufgeregt – so nebenbei. Ich aber nde ihn bemerkenswert, diesen Satz. Manchmal könnte das auch mein Satz sein – manchmal empfinde ich das auch so. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich lebe, arbeiten kann, gesund bin, fröhlich sein darf, mit dem Nötigen versorgt bin. Es könnte anders sein und es kann auch jederzeit anders kommen.
Zwar war ich selbst dem Tode noch nie so nahe wie mein Gegenüber (obwohl: weiß ich das wirklich?!). Und doch geht es mir durch die tägliche Begegnung mit Menschen und deren Schicksalen so, dass ich sagen muss: Gott will wohl, dass ich da bin, dass ich etwas leisten kann, dass ich in sei- nen Augen irgendwie nützlich bin. Schon irgendwie beeindruckend – oder nicht?
Wie würde sich wohl unsere Einstellung zu den täglichen Problemen, zu der Bösartigkeit anderer Menschen, zu der erlebten Ungerechtigkeit, zu unseren angeblichen Mangel- erscheinungen ändern, wenn wir das immer mehr so sehen würden: „Dass ich hier sitze und lebe, finde ich beeindruckend.“
Wir würden öfter das halbvolle und nicht das halbleere Glas sehen. Und ganz ehrlich: das täte uns, unserer Umgebung und dieser Welt sehr, sehr gut!
Auf einen beeindruckenden Sommer,
Ihr Pfarrer Carsten Stein