„Für Christinnen und Christen ist die Gemeinschaft unentbehrlich“, erklärt Dr. Karl-Heinz Schell, Dekan des Evangelischen Dekanats Odenwald mit seinen insgesamt 24 Kirchengemeinden zwischen Breuberg und Neckarsteinach. So ist gerade in diesen Wochen der Wunsch vieler Menschen groß, eine Kirche aufzusuchen und einen Gottesdienst mitzufeiern.
Sogar eine deutsche Boulevardzeitung machte das dieser Tage auf ihrer Titelseite zum Thema. Viele andere Menschen, die regelmäßig in die Kirche gehen, entbehren dies ebenfalls seit langem, zumal nicht mal Ostern so wie sonst gefeiert werden konnte. Zwar sind nach den hessischen Vorgaben seit Monatsbeginn Gottesdienstfeiern wieder erlaubt – aber nur unter bestimmten Hygienevorgaben: Sicherheitsabstand, Desinfektion, kein Gemeindegesang, zum Beispiel. Manche dieser Vorgaben aber sind nicht schnell und einfach umzusetzen; zudem tragen die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher die letzte Verantwortung.
„Wir haben uns in einer Video-Dekanatskonferenz darüber ausgetauscht und festgestellt, dass es sehr unterschiedlich gehandhabt wird“, fasst Dekan Schell zusammen. So gebe es Gemeinden, die schon früh wieder zu gottesdienstlichen Versammlungen eingeladen haben; von Gottesdiensten mag Schell nicht sprechen, weil es sie in gewohnter Form vorerst auch weiterhin nicht geben könne. Andere Gemeinden wiederum benötigen Vorlaufzeit – für die vorab nötigen Beschlüsse oder auch für die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben. „Manche haben auch schlichtweg Bedenken“, so Schell. Klar ist, dass Eile in diesem Zusammenhang kein Thema sein kann.
Natürlich seien viele Menschen auch enttäuscht und traurig darüber, dass eine Taufe und in diesen Tagen vor allem die Konfirmation oder gar die seit langem geplante Hochzeit nicht stattfinden kann, sondern erstmal verschoben werden muss. „Bei allem Verständnis für den Wunsch, gemeinsam Gottesdienst zu feiern: Die Sicherheit geht vor, nicht zuletzt die juristische“, so der Dekan, für den auch das Stichwort Rücksichtnahme hier eine besondere Bedeutung hat.
Wichtig ist Dekan Schell, dass „ein Dekanat zwar eine Verwaltungseinheit darstellt, aber ich unser Miteinander auch als eine geistliche Gemeinschaft verstehe“ – etwa im Gebet, im gemeinsamen Nachdenken und Füreinander-Da-Sein, auch über Gemeindegrenzen hinweg.
Bernhard Bergmann