Aus der Not eine Tugend machen“ – so könnte man beschreiben, wie wir in unseren Gemeinden mit dem Thema „Gottesdienste“ umgegangen sind. Seit dem 22. März 2020 gibt es zu jedem Sonntag einen Gottesdienst aus einer unserer Kirchen. Dazu kommen noch Festtagsgottesdienste, Taizé-Andachten und an anderen Orten aufgenommene Gottesdienste. Zwischen der 1. und der 2. „Corona-Welle“ gab es auch Gottesdienste, bei denen – in der Anzahl begrenzt – Anwesende in der Kirche dabei waren. Meistens aber waren die Gottesdienste ausschließlich zum Mit- und Nachfeiern über das Internet (YouTube) angeboten.
Was zunächst als Notlösung gedacht war, weil unsere beiden Kirchen für andere Konzepte unter den aktuellen Bedingungen einfach zu klein sind, hat sich zu einem großen Erfolg entwickelt. Bei den „normalen“ Gottesdiensten gibt es immer einen dreistelligen Zugriff auf die Videos, bei einigen sogar eine hohe dreistellige Anzahl der Klicks. Selbst wenn man einkalkuliert, dass der eine oder die andere nur mal kurz „reinschaut“, gibt es viele Familien, die die Gottesdienste mit zwei, drei oder vier Personen gemeinsam schauen. Und ein erneuter Zugriff der gleichen Person wird nicht doppelt gezählt.
Tatsache ist also, dass die Online-Gottesdienste von viel mehr Menschen mitgefeiert werden, als in „normalen Zeiten“ in die Kirche gekommen wären. Woran liegt das? Nun, ganz offensichtlich scheint es attraktiv zu sein, für den Gottesdienst nicht zwingend das Haus verlassen zu müssen. Ich kann mich zuhause gemütlich aufs Sofa setzen, brauche mir nichts Besonderes anzuziehen, kann dabei essen und trinken. Und, ich kann entscheiden, wann ich den Gottesdienst sehen möchte. Denn er ist ja ab einem gewissen Zeitpunkt rund um die Uhr verfügbar.
Vielleicht sind die Gottesdienste aber auch gerade für die nicht-regelmäßigen Kirchgänger „attraktiver“, weil sie insgesamt kürzer (etwa 30 Minuten), weniger formal (abgespeckte Liturgie) und moderner (kein Talar, Pop-Songs, …) gestaltet sind. Sagen Sie uns gerne, was Ihnen gut gefällt oder was Sie vermissen – wir lernen ja auch immer dazu.
Auf jeden Fall sammeln wir gerade Erkenntnisse, die unser Gottesdienst-Angebot sicherlich auch nach Corona verändern wird. Die Möglichkeiten des Internets sind an dieser Stelle ein großer Segen.
Eines aber können Online-Gottesdienste nicht bieten: das Erlebnis von Nähe und Gemeinschaft. Deswegen freuen sich sicherlich nicht wenige von uns auf den Moment, wenn wir wieder ohne Sorge und Einschränkungen gemeinsam leibhaftig in der Kirche Gottesdienst feiern können.
Das wird ein Fest!