Was wird aus unseren Feiertagen?

„Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist…“ – so schreibt es der Apostel Paulus seinem Mitarbeiter Timotheus in einem Brief, der uns in der Bibel erhalten ist (2. Tim 3,14). Offensichtlich braucht es wohl auch dafür immer wieder eine bewusste Entscheidung: das Erlernte und Bewährte hoch und in Ehren zu halten. 

Mir fiel dieser Ratschlag ein, als wir in diesem Jahr die Feiertage rund um Ostern vorbereitet und gefeiert haben. Offensichtlich bewegen sich die christlichen Feiertage in unserem „christlichen Abendland“ immer weiter Richtung Bedeutungslosigkeit. An Karfreitag fällt das besonders auf. Während an Gründonnerstag und Ostern relativ viele Menschen in den Gottesdiensten waren, waren es an Karfreitag relativ wenige. Und das, obwohl die Konfirmanden die beiden Gottesdienste um 10.30 Uhr und um 15.00 Uhr gestaltet haben. Ohne sie (und damit auch ohne ihre Familien) wären es erschreckend leere Gottesdienste gewesen. Dazu kommt, dass es viele Menschen gibt, die an diesem Tag inzwischen arbeiten (müssen), wie an einem Werktag. Und an dem zu diesem Tag gehörenden sogenannten „Tanzverbot“ wird immer wieder gesägt und stattdessen zu vielen anderen stimmungsvollen Veranstaltungen eingeladen. 

Mag ja sein, dass die Thematik von Kreuz und Tod nicht gefällt, anstregend oder auch unbequem ist. Doch Jesu Tod am Kreuz ist nun einmal (zusammen mit der Auferstehung an Ostern) das zentrale Ereignis der Christenheit. „…gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten…“ – ohne diesen Teil des Glaubensbekenntnisses  ist Christentum nicht denkbar. 

Doch wenn wir unsere Werte und Grundlagen nicht hoch und in Ehren halten, werden sie uns über kurz oder lang abhanden kommen. Feiertage, für deren Sinn sich kaum noch einer interessiert, werden dann irgendwann gestrichen. Und eine Gesellschaft, die ihre christlichen Grundlagen nicht mehr pflegt, wird auch viele ihrer freiheitlichen, demokratischen, toleranten und sozialen Errungenschaften verlieren.

Lassen Sie uns darum gemeinsam unsere Feiertage in Ehren halten und „bei dem bleiben, was wir gelernt haben und was uns anvertraut ist.“

Herzlichst,
Ihr Pfarrer Carsten Stein